Pilotprojekt 2022/2023

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und die Konferenz der Vereinigung der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (KOVOS) haben der Universität Zürich (UZH) den Auftrag erteilt, die Geschichte des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu erforschen.

Ein Forschungsteam des Historischen Seminars wurde beauftragt, eine historisch ausgerichtete, unabhängige Untersuchung durchzuführen. Es handelt sich um ein Pilotprojekt: Das Forschungsteam soll die Rahmenbedingungen für eine vertiefte Erforschung sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Umfeld aufzeigen und damit Grundlagen für künftige Forschungsprojekte bereitstellen. Die Projektleitung liegt bei den Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier. Ein von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) ernannter, unabhängiger wissenschaftlicher Beirat unterstützt und berät das Forschungsteam der Universität Zürich.

Ziele des Projekts

Das Pilotprojekt bildet einen ersten Schritt für die Erforschung des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche auf gesamtschweizerischer Ebene. Diese ist vor allem den Betroffenen geschuldet. Ihnen gegenüber ist die Kirche verpflichtet, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und aus ihr zu lernen. Das Projekt verfolgt sechs Ziele:

  1. Den Stand der Dokumentation und Erforschung des sexuellen Missbrauchs im Kontext der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sowie der Bestrebungen zu ihrer Aufarbeitung, Verfolgung und Vermeidung darstellen.
  2. Anhand ausgewählter Fallbeispiele klären, welche Quellen dafür zur Verfügung stehen und wie zugänglich diese sind.
  3. Grundlagen für weitere Forschung klären und anhand geeigneter Fallbeispiele auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen (v.a. Quellenlage, Archivzugang, Ergiebigkeit der Quellen, mögliche Forschungsfragen).
  4. Die Fragen klären, welche Sachverhalte und welche kirchlichen Institutionen, Organisationen, Gemeinschaften und Bewegungen zusätzlich zu den durch die Auftraggeberinnen vertretenen Institutionen in die weitere Forschung einzubeziehen wären und wie dieser Einbezug erfolgen kann.
  5. Die Anforderungen an die Auftraggeberinnen und an die durch sie repräsentierten Institutionen bezüglich Hilfe bei der lnformationsbeschaffung sowie Zugang zu Akten und Archiven benennen.
  6. Die möglichen Schwierigkeiten entsprechend der Forschungsarbeiten umschreiben.

Nach Abschluss des Pilotprojekts werden die Ergebnisse in einem Bericht festgehalten und veröffentlicht. Dabei wird auch benannt, inwieweit die Institutionen der römisch-katholischen Kirche das Forschungsteam bei der Informationsbeschaffung und beim Zugang zu Archiven, Akten und Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen unterstützt haben.

Unabhängigkeit

Der Auftrag an die Universität Zürich schliesst jede Einflussnahme auf das Pilotprojekt sowohl von Seiten der Auftraggeberinnen als auch von Dritten aus. Ein unabhängiger, von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) ernannter, wissenschaftlicher Beirat berät und unterstützt das Forschungsteam der Universität Zürich. Ihm gehören ausgewiesenene Expertinnen und Experten im Bereich der Sozial- und der Gendergeschichte, der Kirchgengeschichte sowie des Kirchenrechts an. Zudem sind alle Sprachregionen der Schweiz vertreten. Er handelt unabhängig sowohl von den Auftraggeberinnen als auch von den Auftragnehmern und berät das Forschungsteam in geschichtswissenschaftlicher, kirchengeschichtlicher und juristischer Hinsicht.

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats

Kommunikation und Forschungsbericht

An einer gemeinsamen Medienkonferenz mit den Auftraggeberinnen SBK, KOVOS und RKZ haben die Forschenden am 12. September 2023 ihre Erkenntnisse präsentiert und aufgezeigt, wie es weitergeht. Der Schlussbericht fasst die Ergebnisse des wissenschaftlichen Pilotprojekts zusammen.


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